Wenn ein Lockdown zu Einsamkeit führt

Seit Dezember 2019 führte die Infektionskrankheit COVID-19 („coronavirus 2019“) zu einer Pandemie auf die weltweit mit Einschränkungen des sozialen Lebens reagiert wurde. Die Menschen sollen Abstand zueinander halten und ihre sozialen Kontakte auf ein Minimum reduzieren. Diese gezielte soziale Isolation dient der Infektionsprävention. Eine soziale Isolation, die aber im Gegensatz zum Alleinsein nicht selbst gewählt wurde, ist aber auch ein erheblicher Risikofaktor für Einsamkeit. Jenem schmerzlichen Gefühl mangelnder sozialer Bindung, das mitunter so belastend erlebt wird, dass es zu psychosomatischen Erkrankungen beitragen kann. Die Folgen reichen von Herzerkrankungen bis zu einer Depression.

Bei vergleichbaren Maßnahmen der sozialen Kontaktreduktion im Zusammenhang mit SARS- oder MERS-Ausbrüchen beschrieben verschiedene Studien negative psychosoziale Folgen von Quarantänemaßnahmen (Röhr et al., 2020). Neben Depressivität, Ängstlichkeit, Wut, Stress oder posttraumatischen Belastungen berichteten Betroffene auch über das belastende Gefühl von Einsamkeit. Einzelne Studien wiesen solche psychosoziale Belastungen sogar bis zu drei Jahren nach den Maßnahmen nach.

Es ist daher sehr zu begrüßen, dass sich der Landtag in Nordrhein-Westfalen gerade in Zeiten gezielter sozialer Isolierung und Quarantänemaßnahmen zu einer Enquetekommission mit dem Thema „Einsamkeit“ – Bekämpfung sozialer Isolation in Nordrhein-Westfalen und der daraus resultierenden physischen und psychischen Folgen auf die Gesundheit beschäftigt. Die Enquetekommission wurde noch vor Corona eingerichtet und erreicht nun plötzlich allerhöchste Aktualität. Im Zuge der Anhörung von Sachverständigen finden Sie meine schriftliche Stellungnahme zum Themenfeld „Rolle von medizinischem Fachpersonal“: https://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMST17-3349.pdf

Literatur
Röhr, S., Müller, F., Jung, F., Apfelbacher, C., Seidler, A., & Riedel-Heller, S. G. (2020). Psychosoziale Folgen von Quarantänemaßnahmen bei schwerwiegenden Coronavirus-Ausbrüchen: Ein Rapid Review. Psychiatrische Praxis, 47(04), 179–189. https://doi.org/10.1055/a-1159-5562


			

Neue Töne in der Gesundheitspolitik?

Der ausgebildete Arzt Dr. Philipp Rösler ist neuer Gesundheitsminister. In seiner Antrittsrede, am 12. November 2009, sagte der FDP-Minister vor dem Deutschen Bundestag unter anderem folgenden Satz:

„Ich habe angefangen, Medizin zu studieren, weil ich mit Menschen zu tun haben wollte, die sich auch so benehmen. Nach meinem Studium musste ich feststellen, dass Qualitätssicherungsbögen und Arbeitsdokumentationen offensichtlich wichtiger sind als die Qualität und die Arbeit am und mit den Menschen. Da habe ich mich entschieden, in die Politik zu gehen, die Bürokratie zu beenden und endlich mehr Zeit für Menschen zu schaffen.“

Damit spricht er den Pflegenden und Ärzten in Deutschland aus der Seele. Wir sind gespannt, ob den schönen Worten auch Taten folgen. Herr Rösler meint dazu übrigens (in der gleichen Rede zur Opposition): „wenn es einfach wäre, dann hätten ja auch Sie regieren können.“

Vielen Dank für die Info an Claudia Knab, Pflegedirektorin am Bezirkskrankenhaus Landshut.