Die Last mit der Beurteilung in der Praxisanleitung
Viele Praxisanleiterinnen und Praxisanleiter in Pflegeberufen stehen am Ende des Schülereinsatzes immer vor der schwierigen Aufgabe der Beurteilung. Die Pflegeschulen geben ihnen dazu vorgefertigte Beurteilungsbögen, in denen verschiedene Dimensionen der Handlungs- und Entscheidungskompetenz, wie Soziale Komeptenz, Personale Kompetenz oder Fach- und Methodenkompetenz beurteilt werden sollen.
Beispiele für solche Beurteilungskriterien aus unterschiedlichen Beurteilungsbögen
- Soziale Kompetenz: „Die Schülerin ist in der Lage sich in die Situation anderer Menschen hineinzuversetzen.“
- Fachliche Komeptenz: „Fachliche Kenntnisse – praktische Umsetzung: Fachwissen wird arbeitsspezifisch umgeetzt, Pflege patienten-/bewohnerorientiert gestatlet, situationsgerechtes Handeln, korrekte Durchführung.“
- Personale Kompetenz: „Motivation, Interesse, Engagement, Fleiß: (1) zeigt reges und vielseitiges Interesse, stellt sinnvolle und situationsangemessene Fragen, (2) fragt nacht, (3) fragt selten, (4) fragt nicht nach.“
Bei den Beurteilungsniveaus finden sich in der Regel 4 (wie im letzten Beispiel) bis 10 Stufen. Wobei natürlich zu bedenke ist, je mehr Niveaus ich unterscheiden soll, desto schwieriger wird die Beurteilung. Wenn möglich sollten die Beurteilungsniveaus jedoch zumindest eine gerade Zahl ergeben, um der Tendenz zur Mitte zu entgehen. Jeder Bewerter hat wahrscheinlich schon die Erfahrung mit der Tendenz zur Mitte gemacht, man merkt diese Tendenz beispielsweise, wenn man am liebsten einen halben Bewertungsschritt verwenden würde, also z.B. 2,5 statt 2 oder 3.
Fünf Überlegungen vor der Beurteilung
Wie kann man sich als Praxisanleiter nun darüber klar werden was man im jeweiligen Kriterium bewertet. Eine hilfreiche Anregung dazu gibt Thorsten Bohl (2002). Er fordert Beurteiler auf sich folgende Fragen zu überlegen:
- Wie kann ich dem Schüler erklären, warum das Beurteilungskriterium wichtig ist?
- Wie kann ich für den Schüler verständlich erklären, was ich da beurteile?
- Wie kann der Schüler das Kriterium, ggf. mit meiner Unterstützung, einüben?
- Was kann wo beobachten, wenn der Schüler das Kriterium erfüllt?
- Welche unterschiedlichen Niveaus kann der Schüler zu dem Kriterium erreichen?
Vor allem die letzte Frage ist oft sehr schwer zu beantworten, v.a. wenn, wie in manchen Beurteilungsbögen, zehn Niveaus zu unterscheiden sind, dann stellt sich die Fragen: Wie unterscheiden sich die Niveaus 1 und 10? oder Wie unterscheiden sich die Niveaus 5 und 6? oder 1 und 2? Es wird immer schwieriger begründete Unterscheidungen zu treffen. Daher sind Beurteilungsbögen mit weniger Niveaus meist etwas besser anzuwenden.
Literatur
Bohl, T. (2005). Prüfen und Bewerten im offenen Unterricht (3undefined Aufl.). Weinheim [u.a.]: Beltz.