Wie Suchtpatienten ihre Therapie erleben


Nordfærn und Kollegen (2010) befragten dazu in Norwegen elf suchtkranke Patienten in verschiedenen Therapieeinrichtungen. Das Hauptergebnis: Für Suchtpatienten sind Beziehungen wichtig.

Dies ist zunächst mal nicht verwunderlich. Die meisten Pflegende wissen aus Erfahrung, dass positive Beziehungen sich günstig auf die Therapie auswirken. Nur durch Beziehungen kann Vertrauen und Offenheit entstehen, was für einen therapeutischen Prozess notwendig ist.

Interessant an den Ergebnissen von Nordfærn et al. (2010) ist aber, dass die Beziehungen der Patienten untereinander fast genauso wichtig sind. Positive Beziehungen innerhalb der Patientengruppe können vor allem die Motivation der Patienten zur Suchttherapie unterstützen. Negativ Beziehungen in der Patientengruppe können die Therapie behindern. Die Gestaltung eines sich gegenseitig unterstützenden Milieus ist eine der Hauptaufgaben der Pflege.

Aus der Befragung, die Nordfærn mit seinen Kollegen (2010) durchführte lassen sich interessante Hinweise für die Pflegepraxis in Suchtstationen ableiten:

  • Achten Sie auf eine förderliche und respektvolle Beziehung zu Suchtpatienten.
  • Fördern Sie die gegenseitige Unterstützung unter den Patienten ihrer Station.
  • Bieten Sie therapeutische Konzepte, die ihre Patienten als hilfreich erleben, z.B. den Umgang mit seinen Gefühlen lernen, die Bewältigung alltäglicher Schwierigkeiten und lebenspraktischer Kompetenzen wie Kochen, Waschen, aber auch das Genießen von Natur.
  • Beteiligen Sie Ihre Patienten an der therapeutischen Planung.
  • Achten Sie darauf, dass die Regeln auf ihrer Station sinnvoll sind und nicht nur einschränken.
  • Fördern Sie ein sicheres und zuverlässiges Behandlungsklima.

Um die Sucht zu bewältigen ist es für suchtkranke Menschen vor allem wichtig, wieder Vertrauen in sich selbst zu gewinnen. Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten die Sucht in Griff zu bekommen und mit Stresssituationen im Alltag zurecht zu kommen.

Nordfærn et al. (2010) empfehlen aber auch die soziale und Wohnumgebung des Patienten zu beachten, da sie einen nicht unerheblichen Einfluss auf das Recovery aus der Suchterkrankung hat.

Nordfærn, T., Rundmo, T., & Hole, R. (2010). Treatment and recovery as perceived by patients with substance addiction. Journal of Psychiatric and Mental Health Nursing, 17(1), 46-64.